Mike Blackman zur ISE 2022 in Barcelona
In der Woche vor der ISE 2022 haben wir kurzfristig mit Mike Blackman über die anstehende Veranstaltung in Barcelona und seine Erwartungen zur ersten großen ISE Show seit zwei Jahren sprechen können:
D. Michel: Hallo Mike Blackman, vielen Dank für Deine Zeit für ein Interview kurz vor der ISE!
Viele werden ihre Reise nach Barcelona vermutlich schon organisiert haben, vielleicht können wir auch noch den Einen oder Anderen motivieren. Aber ich verrate sicher kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die letzten zwei Jahre ziemlich herausfordernd waren – und ich denke, die Herausforderungen sind noch nicht vorbei. Dabei denke ich nicht nur an Corona, sondern auch an den Krieg in der Ukraine. Was waren aus Deiner Sicht die Bedingungen und Herausforderungen, die Ihr bei der Vorbereitung der ISE-Show bewältigen konntet?
Mike Blackman: Nun, als wir die ISE verschoben haben, hatte der Krieg in der Ukraine noch nicht begonnen. Wir gingen also davon aus, dass sich die Lage in Bezug auf das Coronavirus erholen bzw. verbessern würde. Und als wir uns die Prognosen für Spanien ansahen – aber nicht nur für Spanien, sondern auch für andere wichtige europäische Länder – sahen wir, dass die Situation immer noch angespannt war. Ende Januar, Anfang Februar waren die Zahlen noch hoch, aber im März kam es zu einer deutlichen Abnahme bzw. einem Rückgang der Zahlen im Laufe der Zeit. Es war dann möglich, einen Termin im Mai zu vereinbaren, den wir für sicherer hielten.
D. Michel: Und die potenziellen Aussteller, hatten sie bereits für den ursprünglichen Termin im Februar gebucht, oder kamen einige erst später dazu?
Mike Blackman: Nun, die meisten Aussteller hatten bereits für Februar gebucht, aber das Ergebnis der Verlegung der Messe in den Mai bewirkte, dass mehr Interessenten einen Messestand buchten, was recht ermutigend war.
D. Michel: Könntest Du einen Überblick darüber geben, wie sich die vorangemeldeten Besucher bisher entwickelt haben? Gab es zum Beispiel in den letzten zwei Monaten einen Anstieg?
Mike Blackman: Ja, natürlich. Und in der Tat haben wir in den letzten Jahren, auch schon vor Corona, festgestellt, dass sich die Leute sehr spät für Messen anmelden, nicht nur für die ISE, sondern auch für viele andere Messen. Wir haben gesehen, dass insbesondere wegen Corona und der Ungewissheit, die einige Leute bei ihren schwierigen Entscheidungen haben, sich jetzt noch später anmelden. Und wir haben gesehen, dass bei Messen wie der ProLight+Sound, dem Mobile World Congress usw. die Anmeldung sehr spät erfolgt, die meisten in den drei Wochen vor der Messe. Was uns betrifft, so haben wir im Moment etwas mehr als 36.000 Voranmeldungen, und es werden täglich mehr.
D. Michel: Wirklich nicht schlecht. Ja, das wäre eigentlich meine nächste Frage gewesen,
Mike Blackman: Wir sehen im Allgemeinen über 1000 neue Registrierungen pro Tag. Das ist derzeit sehr ermutigend.
D. Michel: Welchen Einfluss hatte der Krieg in der Ukraine auf die Buchungen von Ausstellern oder andere Konsequenzen.
Mike Blackman: Nun, die Haupt-Reaktion war, russische Aussteller von der Messe auszuschließen. Das war nicht nur unsere eigene Reaktion, sondern auch die vieler anderer Unternehmen, die sich aus Geschäftsbeziehungen zu russischen Firmen zurückgezogen haben. Und während wir keine russischen Aussteller zulassen, lassen wir russische Besucher zu. Erstens kontrollieren wir am Eingang nicht die Pässe der Besucher – das ist etwas, das wir einfach nicht kontrollieren können. Der zweite Punkt ist, wie würde man dann mit jemandem umgehen, der Russe ist, aber in München oder in London lebt und die russische Politik nicht gutheißt.
D. Michel: Und es geht ja vermutlich auch nicht darum, Druck auf die russische Zivilbevölkerung auszuüben?
Mike Blackman: Ja, wir haben Freunde in der Branche, die uns gegenüber sehr loyal sind, und wir wissen, dass sie mit den Entscheidungen der Regierung sehr unglücklich sind und sie nicht unterstützen. Wir denken auch nicht, dass wir diese Leute bestrafen sollten.
D. Michel: Noch eine Frage zu, sagen wir mal, den letzten zwei Jahren. Ich meine, letztes Jahr gab es eine recht ermutigende Live- und virtuelle Veranstaltung. Hat das bei der Vorbereitung der Show für dieses Jahr geholfen?
Mike Blackman: Ja und nein. Ja, weil wir den Veranstaltungsort zum ersten Mal nutzen konnten, und das war eine gute Übung im kleinen Rahmen – und nein, weil es keine ISE war. Und wie man sich vorstellen kann, hat der Maßstab einen großen Einfluss darauf, was sich tatsächlich abspielt.
D. Michel: Auch im Gespräch mit Leuten aus der Branche wurde gesagt, die ISE hat nicht zwei Jahre lang pausiert, sondern schon letztes Jahr etwas unternommen.
Mike Blackman: Ja. Ich meine, das war die andere Überlegung, um unseren Namen auf dem Markt zu halten und die Kontakte zu pflegen. Wir haben letztes Jahr die kleineren Veranstaltungen auf Wunsch vieler unserer Aussteller durchgeführt, die etwas auf die Beine stellen wollten. Und wir waren der Meinung, dass sich diese Investition lohnt, und für uns war es eine Investition. Es hat uns eine Menge Geld gekostet, aber wir waren der Meinung, dass es sich lohnt, die Plattform für die Kunden interessant zu halten.
D. Michel: Man hat so vermutlich auch etwas für zukünftige Veranstaltungen gelernt, denke ich. Was kann man aus den Erfahrungen der letzten zwei Jahre mitnehmen, das vielleicht auch nach Corona noch Bestand hat?
Mike Blackman: Nun, eine Sache ist, dass virtuelle Veranstaltungen zwar ihren Platz haben, aber kein Ersatz für eine reale Ausstellung sind. Das war eine sehr interessante Erfahrung, und wir haben auch viel über die Erwartungen von Teilnehmern und Ausstellern an virtuelle Veranstaltungen gelernt und wie wir sie erfüllen können. Wir sind also mit einigen sehr neuen Erkenntnissen von diesen Veranstaltungen nach Hause gegangen.
D. Michel: Meine Erfahrung war mit einigen anderen Veranstaltungen: Weil inzwischen alles virtuell ist, habe ich bemerkt, dass ich an Veranstaltungen teilgenommen habe, die ich nicht besucht hätte, wenn sie in persona stattgefunden hätten, also eine Geschäftsreise erfordert hätten. So aber konnte man bei mehr Veranstaltungen anwesend sein – anwesend im virtuellen Sinne. Wäre es möglich, sagen wir mal, eine neue virtuelle Ausdrucksform für eine Art von Veranstaltungen zu finden, die sich für Leute öffnet, die nicht zu jeder Veranstaltung persönlich reisen wollen?
Mike Blackman: Nun, das hat zwei Seiten. Die eine ist, dass es bei virtuellen Veranstaltungen einfacher ist, die Teilnehmer zufrieden zu stellen als die Aussteller, denn das ist eine der größten Herausforderungen bei einer physischen Ausstellung. Die Leute laufen herum und finden Dinge, nach denen sie vielleicht gar nicht suchen, weil sie sie im Vorübergehen sehen Bei einer virtuellen Veranstaltung geht man genau zu dem, was man sehen will. Das spart zwar Zeit, aber die physische Interaktion bringt eben auch viel. Und zum Beispiel beim Thema Sound: Wie kann man den Sound eines Exponats virtuell demonstrieren?
Das gilt auch für Displays und ähnliche Produkte. Wie will man die Qualität eines Displays darstellen, wenn sie in einem anderen Medium präsentiert werden? Ich meine, es gibt Branchen, in denen das vielleicht funktioniert, aber ich denke, für die AV-Branche ist das sehr schwierig. Ich bin der Meinung, dass virtuelle Veranstaltungen in der Aus- und Weiterbildung ihren Platz haben und viele Vorteile mit sich bringen. Aber ich glaube nicht, dass virtuelle Veranstaltungen das Szenario einer persönlichen Veranstaltung ersetzen können.
D. Michel: Ja. Ich habe auch weniger daran gedacht, Veranstaltungen zu ersetzen, sondern einen Weg zu finden, Dinge zu tun, die virtuell getan werden können, und Dinge, die persönlich stattfinden müssen, beizubehalten.
Mir ist übrigens aufgefallen, dass die ISE-Show zusammen oder parallel mit dem Internet of Things World Congress stattfindet. Ist das nur ein Zufall oder ist das Absicht?
Mike Blackman: Sagen wir es mal so: Wir haben letztes Jahr mit ihnen über Synergien gesprochen und gefunden, dass wir zusammenarbeiten sollten. Und wir haben nach Möglichkeiten gesucht, wie wir Inhalte vom IoT World Summit zur ISE bringen können und umgekehrt. Und als uns dann Termine angeboten wurden, war es ein Zufall, dass wir an denselben Tagen stattfanden, aber wir sahen sofort die Vorteile und sagten: Okay, hier gibt es Vorteile für beide Seiten. Wir haben Aussteller, die diese Teilnehmer erreichen wollen, und umgekehrt, und das war ein sehr positives Zusammentreffen.
D. Michel: Vielleicht kommen also auch ein paar Besucher, die eigentlich nur wegen des IOT World Congress dort sind?
Mike Blackman: Auf jeden Fall haben wir ein paar Dinge, die wir zusammen machen. Das eine ist, dass jeder von der ISE zum IOT World Summit gehen kann, jeder vom World Summit kann kostenlos zur ISE gehen. Wer also eine der Konferenzen, Seminare oder Schulungen auf der ISE gebucht hat, erhält einen Preisnachlass für die Teilnahme an einer der IOT-Konferenzen und umgekehrt. Also, eine vollständige Zusammenarbeit, und wir sehen viele Vorteile für beide Seiten.
D. Michel: Klingt interessant. Zum Schluss wollte ich noch fragen, ob Du Dich in diesem Jahr auf etwas Besonderes freust.
Mike Blackman: Ich freue mich darauf, auf einer Messe zu sein, ich freue mich darauf, dass die ISE stattfindet. Ja, ich freue mich auf alles, was auf der ISE passieren wird. Wir haben eine Menge aufregender Dinge vor. Wir haben zwei wirklich großartige Hauptredner: Refik Anadol und Alan Greenberg. Wir haben zwei große Projection-Mapping-Veranstaltungen in der Stadt. Für den Samstag hat Refik etwas auf dem Innenhof des Schlosses, auf dem Paseo de Gracia, geschaffen. Und wir haben mit der Gruppe Flaix Studio zusammengearbeitet, um von Montagabend bis Donnerstagabend etwas auf der Plaça d’Espanya zu zeigen. Das sind also einige der Elemente, die stattfinden werden. Wir haben eine immersive Kunstgalerie, wir wir haben eine Menge Programme, die zum Teil kostenlos, zum Teil kostenpflichtig sind. Und wir haben über 800 Aussteller.
D. Michel: Ich bin auch schon sehr gespannt. Vielen Dank für Deine Zeit!
Mike Blackman: Ich danke auch – wir sehen uns auf der ISE!
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